Psychische Erkrankungen sind ein heftiges Thema – nach wie vor mit viel Scheu und Angst belegt, ein Tabu. Ein großer Teil der Anrufer bei der Telefonseelsorge Innsbruck hat jedoch eine psychiatrische Diagnose.
Deshalb „muss“ sich die stellvertretende Leiterin Silvia Humml mit diesem Thema schon seit vielen Jahren beschäftigen – und es verliert tatsächlich viel von seiner Bedrohlichkeit, wenn man ein wenig darüber weiß. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema lehrte sie, dass es auch hier einfach um Menschen geht. Um Menschen, die gehört, verstanden und ernst genommen werden wollen. Menschen, die erzählen wollen wie es ihnen geht und wie es ist, „anders“ zu sein.
In ihrem Vortrag hat sie von den bekanntesten psychischen Erkrankungen erzählt, von Depressionen, vom Manisch-depressiven Syndrom und von Burnout, die sich auf Grund einer Veränderung in der Neurotransmitterbalance bemerkbar machen sowie von Schizophrenie, Wahnerkrankungen und Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline, Angststörungen, Zwangserkrankungen), die vor allem durch sehr belastende Situationen im frühkindlichen Alter entstehen. Manche dieser Menschen schaffen es dadurch nicht, tragfähige Beziehungen einzugehen oder Verbindlichkeiten zu halten. Außerdem wurde in einer gemütlichen Runde noch ausführlich über Suchterkrankungen gesprochen (Alkohol- und Medikamentensucht, Magersucht, Spielsucht).
In der Regel sind es immer mehrere Faktoren, die dazu führen, dass jemand an einer psychischen Erkrankung leidet. Deshalb sollte die Behandlung auch auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Im Gespräch mit einem Arzt (Hausarzt, Facharzt für Psychiatrie) wird überlegt, ob es hilfreich und sinnvoll ist Psychopharmaka zu nehmen. Hier ist es zu Beginn immer besonders wichtig, dass Antidepressiva zu keiner Abhängigkeit führen dürfen und es auch einige Tage/Wochen dauern kann, bis sie wirken (Spiegelmedikament). Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Medikamente über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen. Sogenannte Beruhigungstabletten (sie wirken häufig angstlösend) und Schlaftabletten können nach einiger Zeit zu einer Gewöhnung führen – hier ist Vorsicht geboten!
Zusätzlich ist es für Erkrankte wichtig und sinnvoll sich jemanden zu suchen, mit dem man reden kann. Jemanden, der dabei unterstützt das eigene Leben und die Gründe, die zur Krankheit geführt haben, zu reflektieren. Hierbei sollten aber auf alle Fälle Psychotherapeuten und/oder ausgebildete Menschen in den jeweiligen Einrichtungen zur Hilfe gezogen werden. So wird es möglich, in einen Entwicklungsprozess einzusteigen und sich und sein Leben zu verändern.
Für alle Anwesenden war dieser Vortrag äußerst interessant und es wurde noch einige Stunden gemeinsam diskutiert und offen über das Thema gesprochen. Es ist uns ein Anliegen, dass betroffene Personen aus Serfaus, Fiss und Ladis mit unserem Verein auch einen Ansprechpartner haben. Gerne werden wir dabei vermittelnd tätig. Wir bedanken uns bei Silvia Humml, dass sie sich Zeit für unsere Gruppe genommen hat und uns so toll informiert hat.
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